In Südafrika fand am Mittwoch, den 22.04.2009 die vierte Parlamentswahl seit dem Ende der
Apartheid statt. Rund 23 Millionen der etwa 48,8 Millionen Südafrikaner waren wahlberechtigt. Dass es erst zur vierten Wahl innerhalb von rund 15 Jahren kommt spricht für eine gewisse Stabilität des politischen Systems in Südafrika. Seit der ersten demokratischen Wahl im April 1994 regiert die Partei des bekannten ehemaligen Apartheidgegners
Nelson Mandela, der "African National Congress (ANC)", mit starken absoluten Mehrheiten. Gleichzeitig mehrte sich in den vergangenen Jahren die Kritik an der zu unkontrollierten Alleinherrschaft des ANC und an einer befürchteten Verfilzung von Partei und Staat. Unter anderem wegen Korruptionsvorwürfen innerhalb des ANC und aus Protest gegen das erzwungene Abdanken des (nach Mandela) zweiten Staatspräsidenten
Thabo Mbeki (ANC) durch die eigene Partei spaltete sich im November 2008 eine neue Partei namens
"Congress of the people (COPE)" vom ANC ab.
Bei der jetzigen Wahl wird mit Spannung erwartet, ob der ANC seine starke Zwei-Drittel-Mehrheit in der Nationalversammlung in Kapstadt halten kann oder ob es zu einer Teilung bzw. Differenzierung der Machtverhältnisse kommt.
Trotz der Querelen innerhalb des ANC und den ungeklärten Korruptionsvorwüfen gegen deren neuen Präsidentschaftskandidaten und Parteivorsitzenden
Jacob Zuma, wird mit einem deutlichen Wahlsieg des ANC, der immer noch das Vertrauen vieler, vor allem schwarzer Wähler genießt, gerechnet. Die Anhänger des ANC hoffen, dass die Abspaltung einer neuen "schwarzen" Partei der Dominanz des ANC keinen Abbruch tuen möge. Kritiker einer (zu) starken Machtkonzentration einer Partei wiederum hoffen auf eine "neue Demokratisierung" durch ein nicht mehr einseitig - und derzeit noch teilweise von Hautfarben und alter Geschichte - geprägtes Parteiensystem.
Ein Jahr vor der voraussichtlichen Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika entscheidet das Land der Potenziale und Probleme nun, wie es politisch weitergehen soll.
Seba96 - 23. Apr, 08:13